Gedanken zum Thema Wegwerfen – Verschenken – Verkaufen
Nachhaltig entsorgen
Wenn ich mit meinen KundInnen ein Ordnungsprojekt starte und es ans Aussortieren geht, taucht regelmäßig die Frage auf: Was geschieht denn mit den Dingen, von denen ich mich trenne?
Nachhaltigkeit ist für viele Menschen ein wichtiges Thema geworden. Es ist heute oft selbstverständlich, auch im Alltag darauf zu achten, woher wir unsere Dinge beziehen und wohin sie gehen, wenn wir sie nicht mehr brauchen. Und das Bewusstsein dafür nimmt – gottseidank – stetig zu.
Daher schätze ich in der Arbeit mit meinen KundInnen sehr, dass sie sich um das weitere Schicksal ihrer aussortierten Gegenstände sorgen. Doch vor kurzem habe ich etwas beobachtet, das mich diesbezüglich zum Nachdenken gebracht hat.
Ich war bei einer Kundin – nennen wir sie Hanni. Wir standen vor der Aufgabe, die Menge ihrer Gegenstände zu reduzieren. Das ist immer der wichtige erste Schritt, wenn es darum geht, wieder mehr Übersichtlichkeit und Luft zum Wohnen zu schaffen.
Hanni tat sich anfangs schwer. Sie hing an jedem einzelnen Stück, auch wenn es mit keiner wertvollen Erinnerung verknüpft war. Aber so sehr ich es respektierte, dass sie sich von ganz bestimmten Dingen aus emotionalen Gründen keinesfalls trennen wollte, so genauer fragte ich nach, wenn ich keinen emotionalen Hintergrund erkannte. Das brachte Hanni auf den richtigen Weg …
Drei Gruppen bilden
1. Weg damit
Dinge, die tatsächlich wertlos oder kaputt waren, kamen bald schmerzlos in den Müllsack. Denn Hanni hatte schnell einen Blick dafür entwickelt, welches Teil es nicht wert war, dass sie lange darüber nachdachte.
2. Zu verschenken
Die zweite Gruppe hieß: verschenken. Da wurde es schon kniffliger. Das waren Gegenstände, in denen Hanni noch einen bestimmten ideellen Wert sah. Die vielleicht noch jemand brauchen könnte. Vielleicht. Und der Wert – in Euro bemessen? Naja, größtenteils ließ sich dieser höchstens in Cent-Beträgen schätzen. Ich gebe Beispiele: 15 alte Kugelschreiber (10 durften bleiben), eine altmodische Karaffe aus Pressglas, überflüssige Zwirnspulen, Kunstblumen usw.
Wer könnte das alles wollen, brauchen, wertschätzen, verwenden? Welche Freunde oder Bekannten wären froh, wenn sie es geschenkt bekämen? Welche Institutionen würden die Dinge mit Handkuss annehmen? Schwierige Fragen.
Zu manchen Gegenständen fiel Hanni spontan jemand ein, der sich darüber freuen würde, weil es für dessen Hobby verwendbar war. Perfekt.
Zu den meisten ausgemusterten Gegenständen fiel uns beiden aber keine wohltätige Stelle ein, wo wir sie hinbringen konnten. Nicht, dass ich keine solchen Einrichtungen kenne, aber auch dort gibt es Kriterien, welche Gegenstände gerne genommen und welche gar nicht gebraucht werden.
Aussortierte, wertlose Dinge im Freundes- und Bekanntenkreis einfach wahllos zu verschenken kann auch bedeuten, das Problem einfach weiterzuschieben. Ob die Beschenkten darüber froh sind, nun selbst Lösungen für die Entsorgung finden zu müssen, ist eher fraglich. Zwangsbeglückung kommt selten gut an, diese Möglichkeit fällt also aus.
Natürlich gibt es Menschen, die alles dankbar annehmen. Aber nicht, weil sie es dringend brauchen und nicht selbst kaufen können. Ich meine Menschen mit wahllosem Sammeltrieb, die selbst in Richtung Messie unterwegs sind. Da sollte man sich als Schenkender schon fragen, ob man das unterstützen möchte.
So nett es auch gemeint ist, nicht mehr Benötigtes weiterzuschenken – oft ist es nicht die optimale Lösung, leider.
3. Und der Rest wird ganz einfach verkauft
Es entstand noch ein dritter Berg: alles, wovon Hanni vermutete, dass sie dafür noch etwas Geld bekommen könnte. Eine unvollständige Comic-Sammlung, veraltete Bücher, DVDs von in die Jahre gekommenen Filmen. Ja, es gibt für all das Börsen. Online-Börsen, spezielle Tauschbörsen, Flohmärkte etc. Unüberschaubar. Überfordernd.
Das dachte ich, als ich Hanni dabei beobachtete, wie sie sich mit ihrer Entscheidung quälte, so vieles bestmöglich zum Verkauf anzubieten. So viel Arbeit kam da auf sie zu! Sie wollte sich im Detail darüber informieren, wo sie was anbieten könnte. Sie wollte alles fotografieren, online stellen, Fotos ausdrucken, an öffentliche Pinnwände heften, so vieles mehr.
Ich kenne natürlich solche Börsen. Aber ich habe ein Gespür dafür entwickelt, welche vermeintlichen Schätze tatsächlich den Aufwand wert sind, bei den Börsen anzufragen. Und dann in der Vielfalt! Und welcher geringe Gewinn könnte da überhaupt rausschauen? Welche Bürde, welcher zusätzliche Stress für Hanni. Und wir waren doch gerade dabei, ihre Last drastisch zu reduzieren!
Also doch wegwerfen?
Was in den Restmüll kommt, wird hierzulande schlicht verbrannt. Und ich meine, dass man sich auch mal trauen darf, Dinge einfach wegzuwerfen. Manche Menschen nehmen im Eifer des Aussortierens einen zusätzlichen Aufwand auf sich, der vielleicht nur ein paar wenige Euro bringt. Sie bürden sich damit eine Anstrengung auf, die mitunter die neu gewonnene Energie gleich wieder einbremst: Der Chaos-Berg wird kleiner, aber dafür wächst der To-Do-Berg des kleinteiligen, aufwändigen Verkaufens gewaltig an.
Warum soll ein Sachbuch nicht einfach ins Altpapier dürfen, wenn sein Informationsgehalt längst überholt ist? Und wie viel Mühe kostet es andererseits, genau den Menschen zu suchen und zu finden, der trotzdem noch etwas damit anfangen könnte?
Mein Tipp
Spezielle Materialien müssen natürlich gesondert entsorgt werden, klarerweise Glas, Papier, Dosen oder Kunststoff. Und für Röntgenbilder über Batterien bis hin zum Öl gibt es spezielle Sammelstellen, die man unbedingt nutzen sollte. Auf Nachhaltigkeit zu achten muss ein wichtiges Prinzip bleiben.
Achte dennoch beim Aussortieren darauf, dass das Weggeben nicht zu einer großen zusätzlichen Hürde wird. Es ist schon anstrengend genug, ein großes Ordnungsprojekt durchzuziehen, also behalte im Auge, dass du dir beim Entsorgen nicht selbst im Weg stehst.
Mit der Hilfe eines professionellen Ordnungscoaches fällt die Entscheidung zum Wegwerfen, Verschenken oder Verkaufen ganz leicht. Ich und meine Kolleginnen beraten dich mit viel Gespür und behalten immer die für dich ideale Lösung im Fokus.
Geschrieben von Petra Gruber
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